ditunddat zum weiter denken

Laika Verlag

Filmclub Moderne Zeiten

Politische Theorie + Philosophie

Dienstag, 26. Mai 2009





"... im übrigen:
die geschichte des bewaffneten
kampfes ist nach 77 und
auch nach 89 und auch nach 92
und auch nach 98 so wenig
zuende wie die geschichte der
internationalen klassenkämpfe.
für diese treue im historischen
prozess sorgt das
herrschende system der ausbeutung
des menschen durch
den menschen. das ist, mitten
in der scheiße, schön. der
mensch, das ist seine schönheit,
läßt sich auf die dauer
nicht erniedrigen und beleidigen..."

Christian Geissler schrieb das an die Medien 1998 nach der Auflösungserklärung der RAF.

„Was ich der demokratischen Regierung, wie man sie in den Vereinigten Staaten organisiert hat, am meisten zum Vorwurf mache, ist nicht ihre Schwäche,..., sondern im Gegenteil ihre unwiderstehliche Kraft. Und was mich in Amerika am meisten abstößt, ist nicht die herrschende äußere Freiheit, sondern der geringe Schutz gegen die Tyrannei. Erfährt in den Vereinigten Staaten ein Mensch oder eine Partei Ungerechtigkeit, an wen soll sie sich wenden? An die öffentliche Meinung? Gerade sie bildet die Mehrheit. An die gesetzgebende Gewalt? Sie repräsentiert die Mehrheit und gehorcht ihr blind. An die ausführende Gewalt? Sie wird von der Mehrheit ernannt und ist deren gehorsames Werkzeug. An das Militär? Das Militär ist lediglich die bewaffnete Mehrheit. An die Geschworenen? Das Geschworenenkollegium ist die Mehrheit mit dem Recht, Urteile zu fällen: in manchen Staaten werden die Richter sogar von der Mehrheit gewählt. Wie ungerecht und unvernünftig die Maßnahme auch ist, die uns trifft, wie müssen uns ihr also fügen“ 


Charles Alexis Henri Maurice Clérel de Tocqueville (1805 - 1859)

Donnerstag, 21. Mai 2009

 "Idiotie ist eine Krankheit die man mit Argumenten leider nicht heilen kann".


"Bisweilen macht es Freude, einen Menschen dadurch in Erstaunen zu setzen, daß man ihm nicht ähnelt und anders denkt als er."


Maxim Gorki

Donnerstag, 14. Mai 2009

"Die großartige »Gleichheit vor dem Gesetz« verbietet den Reichen wie den Armen, unter Brücken zu schlafen, auf den Straßen zu betteln oder Brot zu stehlen." 

"Wenn 50 Millionen Menschen etwas Dummes sagen, bleibt es trotzdem eine Dummheit."

"Die Arbeit ist etwas Unnatürliches. Die Faulheit allein ist göttlich."

Anatole France

Samstag, 9. Mai 2009

Die  Negation des niederen, groben, vulgären, wohlfeilen, sklavischen, mit einem Wort: natürlichen Genusses, diese Negation, in der sich das Heilige der Kultur verdichtet, beinhaltet zugleich die Affirmation der Überlegenheit derjenigen, die sich sublimierte, raffinierte, interesselose, zweckfreie, distinguierte, dem Profanen auf ewig untersagte Vergnügen zu verschaffen wissen. Dies der Grund, warum Kunst und Kunstkonsum sich ganz unabhängig vom Willen und Wissen der Beteiligten so glänzend eignen zur Erfüllung einer gesellschaftlichen Funktion der Legitimierung sozialer Unterschiede.


Pierre Bourdieu


"ICH HABE EINEN PLAN ... " 
Mein Leben lang habe ich genau das getan, was ich wollte, und genau dann, wann ich es wollte - nicht mehr, vielleicht manchmal weniger, aber niemals mehr, was die Erklärung dafür ist, warum ich eingekerkert werden mußte. "Der Mensch wurde frei geboren, und doch liegt er überall in Ketten." Ich habe mich nie angepaßt. Sogar jetzt habe ich mich noch nicht angepaßt, nachdem ich schon die Hälfte meines Lebens im Gefängnis verbracht habe. Geboren mit der Aussicht auf vorzeitigen Tod, ein niederer Knecht, Existenzlohnkuli, Gelegenheitsarbeiter, der Sklave, der den Dreck für andere wegmacht, der Geschnappte, der Mann hinter Schloß und Riegel, ohne Kaution das bin ich, das Opfer des Kolonialismus. jeder der heute die Prüfung zum Beamtendienst besteht, kann mich morgen töten. jeder der diese Prüfung gestern bestanden hat, kann mich heute unter völliger Immunität töten. Ich habe in jedem Augenblick meines Lebens mit der Unterdrückung gelebt, mit einer derart furchtbaren Unterdrückung, daß jegliches Handeln auf meiner Seite nur Erleichterung bringen kann, die kurze Atempause eines kleinen Sieges oder die Erlösung durch den Tod. Ich bin im besten Sinne des Wortes, wirklich in jeder Hinsicht, ein Sklave für das und ein Sklave des Eigentums. Ich habe jede Hoffnung auf persönliches Glück in diesem Leben für die Aussicht aufgegeben, etwas zur Verbesserung unserer Verhältnisse als Ganzes beizutragen. Ich habe einen Plan. Ich werde alles geben, mich selbst, bis wir siegen oder ich untergehe. Ich bin davon überzeugt, daß jede ernsthafte Organisierung des Volkes von Anfang an die potentielle Drohung mit revolutionärer Gewalt enthalten muß. 

GEORGE JACKSON

Je mehr der Arbeiter sich ausarbeitet, um so mächtiger wird die fremde, gegenständliche Welt, die er sich gegenüber schafft, um so ärmer wird er selbst, seine innere Welt, um so weniger gehört ihm zu eigen. Es ist ebenso in der Religion. Je mehr der Mensch in Gott setzt, je weniger behält er in sich selbst. Der Arbeiter legt sein Leben in den Gegenstand; aber nun gehört es nicht mehr ihm, sondern dem Gegenstand. Je größer also diese Tätigkeit, um so gegenstandsloser ist der Arbeiter. Was das Produkt seiner Arbeit ist, ist er nicht. Je größer also dieses Produkt, je weniger ist er selbst. Die Entäußerung des Arbeiters in seinem Produkt hat die Bedeutung, nicht nur, dass seine Arbeit zu einem Gegenstand, zu einer äußern Existenz wird, sondern dass sie außer ihm, unabhängig, fremd von ihm existiert und eine selbständige Macht ihm gegenüber wird, dass das Leben, was er dem Gegenstand verliehen hat, ihm feindlich und fremd gegenübertritt.
Karl Marx
"Man wähnt, wenn man nach wissenschaftlichen Regeln sich richtet, dem wissenschaftlichen Ritual gehorcht, mit Wissenschaft sich umgibt, gerettet zu sein. Wissenschaftliche Approbation wird zum Ersatz der geistigen Reflexion des Tatsächlichen, in der Wissenschaft erst bestünde. Der Panzer verdeckt die Wunde. Das verdinglichte Bewusstsein schaltet Wissenschaft als Apparatur zwischen sich selbst und die lebendige Erfahrung. Je tiefer man ahnt, dass man das Beste vergessen hat, desto mehr tröstet man sich damit, dass man über die Apparatur verfügt."

Adorno


"Wir leben und sterben rational und produktiv. Wir wissen, daß Zerstörung der Preis des Fortschritts ist wie der Tod der Preis des Lebens, daß Versagung und Mühe die Vorbedingungen für Genuß und Freude sind, daß die Geschäfte weiter gehen müssen und die Alternativen utopisch sind. Diese Ideologie gehört zum bestehenden Gesellschaftsapparat; sie ist für sein beständiges                   Funktionieren erforderlich und ein Teil seiner Rationalität."


Herbert Marcuse

 

Freitag, 8. Mai 2009

"Stellt euch einmal diese alte Kiowa-Frau vor, 

meine Großmutter . . . Und seid sicher, daß ihre 

Hochachtung vor den Worten jederzeit sehr 

ausgeprägt war . . . Für sie bedeuteten Worte 

Medizin; sie waren magisch und unsichtbar. Sie 

entsprangen dem Nichts und wurden Laut und 

Bedeutung. Sie waren etwas ganz Unschätzba- 

res; man konnte sie nicht kaufen und verkaufen . . . 

Ich war ein Kind und hörte ihr zu. Sie konnte 

nicht schreiben und nicht lesen, dennoch 

lehrte sie mich, in ihren Worten zu leben, zuzu- 

hören und mich zu entzücken." 


Momaday, Haus aus Dämmerung 



"Nach der indianischen Auffassung fällt das ge- 

sprochene Wort nicht dahin, vielmehr nimmt 

es seinen Flug und lebt für immer. Haben 

Worte den Wert von Unsterblichkeit, so 

nimmt man sich in acht, sie nicht wahllos oder 

falsch zu verwenden. Daher die dauernde Ver- 

wunderung bei den Indianern über die dreisten 

Lügen, die von der Werbung, von Zeitungen, 

Politikern vorgebracht werden." 


Sh. H. Wi t t (Irokesin): Th e Way




Der Konformismus, dem von Anfang an in der Sozialdemokratie heimisch gewesen ist, haftet nicht nur an ihrer politischen Taktik, sondern auch an ihren ökonomischen Vorstellungen. Er ist eine Ursache des späteren Zusammenbruchs. Es gibt nichts, was die deutsche Arbeiterschaft in dem Grade korrumpiert hat wie die Meinung, sie schwimme mit dem Strom. Die technische Entwicklung galt ihr als das Gefälle des Stromes, mit dem sie zu schwimmen meinte. Von da war es nur ein Schritt zu der Illusion, die Fabrikarbeit, die im Zuge des technischen Fortschritts gelegen sei, stelle eine politische Leistung dar. Die alte protestantische Werkmoral feierte in säkularisierter Gestalt bei den deutschen Arbeitern ihre Auferstehung. Das Gothaer Programm trägt bereits Spuren dieser Verwirrung an sich. Es definiert die Arbeit als »die Quelle alles Reichtums und aller Kultur«. Böses ahnend, entgegnete Marx darauf, daß der Mensch, der kein anderes Eigentum besitze als seine Arbeitskraft, »der Sklave der andern Menschen sein muß, die sich zu Eigentümern ... gemacht haben«. Unbeschadet dessen greift die Konfusion weiter um sich, und bald darauf verkündet Josef Dietzgen: »Arbeit heißt der Heiland der neueren Zeit . . . In der . . . Verbesserung ... der Arbeit ... besteht der Reichtum, der jetzt vollbringen kann, was bisher kein Erlöser vollbracht hat.« Dieser vulgär-marxistische Begriff von dem, was die Arbeit ist, hält sich bei der Frage nicht lange auf, wie ihr Produkt den Arbeitern selber anschlägt, solange sie nicht darüber verfügen können. Er will nur die Fortschritte der Naturbeherrschung, nicht die Rückschritte der Gesellschaft wahr haben. Er weist schon die technokratischen Züge auf, die später im Faschismus begegnen werden. Zu diesen gehört ein Begriff der Natur, der sich auf unheilverkündende Art von dem in den sozialistischen Utopien des Vormärz abhebt. Die Arbeit, wie sie nunmehr verstanden wird, läuft auf die Ausbeutung der Natur hinaus, welche man mit naiver Genugtuung der Ausbeutung des Proletariats gegenüber stellt. Mit dieser positivistischen Konzeption verglichen erweisen die Phantastereien, die so viel Stoff zur Verspottung eines Fourier gegeben haben, ihren überraschend gesunden Sinn. Nach Fourier sollte die wohlbeschaffene gesellschaftliche Arbeit zur Folge haben, daß vier Monde die irdische Nacht erleuchteten, daß das Eis sich von den Polen zurückziehen, daß das Meerwasser nicht mehr salzig schmecke und die Raubtiere in den Dienst des Menschen träten. Das alles illustriert eine Arbeit, die, weit entfernt die Natur auszubeuten, von den Schöpfungen sie zu entbinden imstande ist, die als mögliche in ihrem Schoße schlummern. Zu dem korrumpierten Begriff von Arbeit gehört als sein Komplement die Natur, welche, wie Dietzgen sich ausgedrückt hat, »gratis da ist«.

Walter Benjamin

"Wenn Ihr Euch mit der Vergangenheit befasst, befasst Ihr Euch mit Geschichte, dann beschäftigt Ihr Euch eigentlich mit der Herkunft eines Dings. Wenn Ihr wisst, wo es herkommt, kennt Ihr den Ursprung. Wenn Ihr nichts über die Herkunft wisst, wisst Ihr nichts über den Ursprung. Und wenn Ihr den Ursprung nicht kennt, dann wisst Ihr nichts über die Gründe, seid einfach abgeschnitten, hängt mitten in der Luft. Die Vergangenheit befasst sich also mit der Geschichte oder der Herkunft von irgend etwas - der Herkunft einer Person, der Herkunft einer Nation, der Herkunft eines Ereignisses. Und wenn Ihr die Herkunft kennt, dann bekommt Ihr ein besseres Verständnis von den Gründen, die hervorbrachten, was auch immer da seinen Ursprung hatte, die Gründe für seine Entstehung und die Gründe für seine Existenz. Es ist für mich genauso unmöglich wie für Euch, in der heutigen Gesellschaft bei klarem Verstand zu bleiben, ohne in die Vergangenheit zurückzuschauen. Denn in dieser Gesellschaft, so wie wir in ihr funktionieren und uns heute in sie einfügen, werden wir unterdrückt und benachteiligt, trampelt man auf uns herum und sieht auf uns herab, als seien wir gar nichts. Wenn wir also nicht in die Vergangenheit zurückgehen und herausfinden, warum wir so geworden sind, dann werden wir weiterhin denken, daß wir schon immer so waren. Und wenn Ihr denkt, daß Ihr Euch schon immer in einem solchen Zustand befunden habt wie jetzt, dann wird es unmöglich für Euch, genügend Vertrauen in Euch selbst zu entwickeln" Ihr werdet Euch wertlos fühlen, wie ein Nichts. Aber wenn Ihr in die Vergangenheit zurückgeht und herausfindet, wo Ihr schon einmal gewesen seid, dann werdet Ihr erkennen, daß Ihr Euch nicht schon immer in diesem Zustand befunden habt, daß Ihr vielmehr früher ein viel höheres Niveau erlangt hattet, daß Ihr große Errungenschaften besessen und Beiträge zur Gesellschaft, Zivilisation, Wissenschaft und so weiter geliefert habt. Und wenn Ihr es früher konntet, dann könnt Ihr es heute wieder tun. Automatisch erhaltet Ihr den notwendigen Ansporn, die Inspiration und die Energie, es Euren Vorfahren gleichzutun. Solange wir aber vollständig von unserer Vergangenheit abgeschnitten bleiben, ist es einfach für den Mann, der die Macht über uns hat, uns dazu

zu bringen, auf dem jetzigen Niveau zu verharren, weil wir glauben, daß wir schon immer auf diesem Stand waren, einem niederen Stand. Darum sage ich, daß es für Euch und für mich so wichtig ist, heute ein wenig Zeit damit zu verbringen, etwas über die Vergangenheit zu lernen, damit wir die Gegenwart besser verstehen, sie analysieren und dann anfangen zu handeln."


Malcolm X

Donnerstag, 7. Mai 2009

"Das Tabu besagt, dass die existierende Scheidung zwischen Kopfarbeit und Handarbeit keine
raumzeitlichen Gründe besitzt, sondern ihrer Natur nach zeitlos ist, so dass also auch die 
bürgerliche Ordnung ihre Normgerechtigkeit bis zum Ende der Zeiten behält."

Auch die Einzigkeit des Daseins von allem, was in Raum und Zeit Existiert, seien es Dinge, Menschen oder Tiere, ist nicht erst vom Austausch erzeugt; nur ihre Trennung als Austauschbarkeitsform von dem, was existiert, ist seine Leistung. Diese Elemente sind Grundeigenschaften der Natur nicht nur schon vor dem Austausch, sondern vor aller Gesellschaft und vor der Existenz von Menschen in der Naturgeschichte. Das gesellschaftliche Tauschgeschehen in seiner raumzeitlichen Tatsächlichkeit sondert aber diese Elemente ab und macht sie zu etwas von der Bedeutung einer Natur in abstracto."

Alfred Sohn-Rethel
"Wenn Liebe eine Fähigkeit des reifen, produktiven Charakters ist, so folgt daraus, daß die Liebesfähigkeit eines in einer bestimmten Kultur lebenden Menschen von dem Einfluß abhängt, den diese Kultur auf den Charakter des Durchschnittsbürgers ausübt." 

"Man kann die Angst, sich auch nur wenige Schritte abseits von der Herde zu befinden und anders zu sein, nur verstehen, wenn man erkennt, wie tief das Bedürfnis ist, nicht isoliert zu sein."

"Unsere Konsum- und Marktwirtschaft beruht auf der Idee, dass man Glück kaufen kann, wie man alles kaufen kann. Und wenn man kein Geld bezahlen muss für etwas, dann kann es einen auch nicht glücklich machen. Dass Glück aber etwas ganz anderes ist, was nur aus der eigenen Anstrengung, aus dem Innern kommt und überhaupt kein Geld kostet, dass Glück das "Billigste" ist, was es auf der Welt gibt, das ist den Menschen noch nicht aufgegangen."

Erich Fromm
„Nur sanft sein heißt noch nicht gut sein. Und die vielen Schwächlinge, die wir haben, sind noch nicht friedlich. Sie sind es nur im billigen, schlechten Sinn dieses Wortes, sind es allzu leicht. Ja, als kleine Kinder ließen sie sich nichts gefallen, diese begehren auf, daß man wunder meint, was es derart mit uns auf sich habe. Aber danach kamen auf zehn Aufstände tausend Kriege, und die Opfer blieben brav. Daneben überall die vielen Duckmäuser, sagen nicht so und nicht so, damit es nachher nicht heißt, sie hätten so oder so gesagt. Leicht gibt sich bereits als friedlich, was mehr feig und verkrochen ist."

Ernst Bloch
"Als zum erstenmal das Wort »Friede« ausgesprochen wurde, entstand auf der Börse eine Panik. Sie schrien auf im Schmerz: Wir haben verdient! Lasst uns den Krieg! Wir haben den Krieg verdient!"


"Philosophie ist oft nicht mehr als der Mut, in einen Irrgarten einzutreten. Wer aber dann auch die Eingangspforte vergißt, kann leicht in den Ruf eines selbständigen Denkers kommen."

"Das Geheimnis des Agitators ist, sich so dumm zu machen, wie seine Zuhörer sind, damit sie glauben, sie seien so gescheit wie er."

Karl Kraus
"Aber ich glaube, dass es für unterdrückte und überwältigte Minderheiten ein Naturrecht auf Widerstand gibt, außergesetzliche Mittel anzuwenden, sobald die gesetzlichen sich als unzulänglich herausgestellt haben. Gesetz und Ordnung sind überall und immer Gesetz und Ordnung derjenigen, welche die etablierte Hierarchie schützen; es ist unsinnig, an die absolute Autorität dieses Gesetzes und dieser Ordnung denen gegenüber zu appellieren, die unter ihr leiden und gegen sie kämpfen – nicht für persönlichen Vorteil und aus persönlicher Rache, sondern weil sie Menschen sein wollen. Es gibt keinen anderen Richter über ihnen außer den eingesetzten Behörden, der Polizei und ihrem eigenen Gewissen. Wenn sie Gewalt anwenden, beginnen sie keine neue Kette von Gewalttaten, sondern zerbrechen die etablierte. Da man sie schlagen wird, kennen sie das Risiko, und wenn sie gewillt sind, es auf sich zu nehmen, hat kein Dritter, und am allerwenigsten der Erzieher und Intellektuelle, das Recht, ihnen Enthaltsamkeit zu predigen."

Herbert Marcuse
Niemand ist den Frauen gegenüber aggressiver oder herablassender als ein Mann, der seiner Männlichkeit nicht ganz sicher ist.

Simone de Beauvoirs

Marxismus ist eine revolutionäre Weltanschauung, die stets nach neuen Erkenntnissen ringen muss, die nichts so verabscheut wie das Erstarren in einmal gültigen Formen, die am besten im geistigen Waffengeklirr der Selbstkritik und im geschichtlichen Blitz und Donner ihre lebendige Kraft bewahrt.


Rosa Luxemburg 

 


"Die naturwüchsige Bindung von Produktion und Destruktion aneinander, die eine neue Qualität der Deformation der Menschennatur herstellt, trennt die deformativ befriedigten Bedürfnisse von der Befriedigung emanzipatorischer Bedürfnisse. Mit wachsender Naturbeherrschung wächst faktisch die Herrschaft von Menschen über Menschen, obwohl diese doch durch die erweiterte Fähigkeit, den Naturstoff zu appropriieren, überflüssig wird.
So tritt ein Stadium ein, in dem aktuell die Bedürfnisbefriedigung einen qualitativ neuen Stand erreicht hat, ohne ihren Möglichkeiten nachzukommen, und Herrschaft sich zugleich verfestigt hat wie nie zuvor. Die Beherrschung der Naturbeherrschung ist nicht gelungen. Es scheint, als verfestige sich die Internalisierung der Arbeits- und Leistungsnormen im Zeitbewusstsein der Ausgebeuteten in dem Maasse, in dem die technische Leistung die Abschaffung der Arbeit ermöglichen könnte."

(aus "Konstitution und Klassenkampf") 
von Hans-Jürgen Krahl

Mittwoch, 6. Mai 2009

Man verdrängt die Geschichte bei sich und anderen, aus Angst, dass sie einen an den Zerfall der eigenen Existenz gemahnen könne, der selber weitgehend im Verdrängen der Geschichte besteht. Was allen Gefühlen  widerfährt, die Ächtung dessen, was keinen Marktwert hat, widerfährt am schroffsten dem, woraus nicht einmal die psychologische Wiederherstellung der Arbeitskraft zu ziehen ist, der Trauer.

Horkheimer/Adorno

(Dialektik der Aufklärung)

Dienstag, 5. Mai 2009

Bürgerliche Revolutionen – schrieb Marx  in seinem Achtzehnten Brumaire – wie die des achtzehnten Jahrhunderts, stürmen rascher von Erfolg zu Erfolg, ihre dramatischen Effekte überbieten sich, Menschen und Dinge scheinen in Feuerbrillanten gefaßt, die Ekstase ist der Geist jedes Tages: aber sie sind kurzlebig, bald haben sie ihren Höhepunkt erreicht, und ein langer Katzenjammer erfaßt die Gesellschaft, ehe sie die Resultate ihrer Drang- und Sturmperiode nüchtern sich aneignen lernt. Proletarische Revolutionen dagegen, wie die des neunzehnten Jahrhunderts, kritisieren beständig sich selbst, unterbrechen sich fortwährend in ihrem eignen Lauf, kommen auf das scheinbar Vollbrachte zurück, um es wieder von neuem anzufangen, verhöhnen grausam-gründlich die Halbheiten, Schwächen und Erbärmlichkeiten ihrer ersten Versuche, scheinen ihren Gegner niederzuwerfen, damit er neue Kräfte aus der Erde sauge und sich riesenhafter ihnen gegenüber wieder aufrichte, schrecken stets von neuem zurück vor der unbestimmten Ungeheuerlichkeit ihrer eigenen Zwecke, bis die Situation geschaffen ist, die jede Umkehr unmöglich macht, und die Verhältnisse selbst rufen: Hic Rhodus, hic salta! Hier ist die Rose, hier tanze! 

Max Horkheimer schrieb einmal, es komme darauf an, „Marx nicht mit den Augen des ökonomischen Fachmannes zu sehen, sondern mit denen eines Menschen, der weiß, daß er in einer verkehrten Gesellschaft lebt und die richtige Gesellschaft will.“ Das war als Vorbehalt gegen eine Wissenschaft gemeint, die das Marxsche Werk hin und her wälzt und darüber vergißt, daß sie mit revolutionärem Sprengstoff hantiert, der gedacht war nicht als Füllmaterial für Bibliotheken und Symposien, sondern als Anweisung, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“ (Marx).