Dienstag, 26. Mai 2009
„Was ich der demokratischen Regierung, wie man sie in den Vereinigten Staaten organisiert hat, am meisten zum Vorwurf mache, ist nicht ihre Schwäche,..., sondern im Gegenteil ihre unwiderstehliche Kraft. Und was mich in Amerika am meisten abstößt, ist nicht die herrschende äußere Freiheit, sondern der geringe Schutz gegen die Tyrannei. Erfährt in den Vereinigten Staaten ein Mensch oder eine Partei Ungerechtigkeit, an wen soll sie sich wenden? An die öffentliche Meinung? Gerade sie bildet die Mehrheit. An die gesetzgebende Gewalt? Sie repräsentiert die Mehrheit und gehorcht ihr blind. An die ausführende Gewalt? Sie wird von der Mehrheit ernannt und ist deren gehorsames Werkzeug. An das Militär? Das Militär ist lediglich die bewaffnete Mehrheit. An die Geschworenen? Das Geschworenenkollegium ist die Mehrheit mit dem Recht, Urteile zu fällen: in manchen Staaten werden die Richter sogar von der Mehrheit gewählt. Wie ungerecht und unvernünftig die Maßnahme auch ist, die uns trifft, wie müssen uns ihr also fügen“
Charles Alexis Henri Maurice Clérel de Tocqueville (1805 - 1859)
Donnerstag, 21. Mai 2009
Donnerstag, 14. Mai 2009
Samstag, 9. Mai 2009

Die Negation des niederen, groben, vulgären, wohlfeilen, sklavischen, mit einem Wort: natürlichen Genusses, diese Negation, in der sich das Heilige der Kultur verdichtet, beinhaltet zugleich die Affirmation der Überlegenheit derjenigen, die sich sublimierte, raffinierte, interesselose, zweckfreie, distinguierte, dem Profanen auf ewig untersagte Vergnügen zu verschaffen wissen. Dies der Grund, warum Kunst und Kunstkonsum sich ganz unabhängig vom Willen und Wissen der Beteiligten so glänzend eignen zur Erfüllung einer gesellschaftlichen Funktion der Legitimierung sozialer Unterschiede.
Pierre Bourdieu

"Man wähnt, wenn man nach wissenschaftlichen Regeln sich richtet, dem wissenschaftlichen Ritual gehorcht, mit Wissenschaft sich umgibt, gerettet zu sein. Wissenschaftliche Approbation wird zum Ersatz der geistigen Reflexion des Tatsächlichen, in der Wissenschaft erst bestünde. Der Panzer verdeckt die Wunde. Das verdinglichte Bewusstsein schaltet Wissenschaft als Apparatur zwischen sich selbst und die lebendige Erfahrung. Je tiefer man ahnt, dass man das Beste vergessen hat, desto mehr tröstet man sich damit, dass man über die Apparatur verfügt."
"Wir leben und sterben rational und produktiv. Wir wissen, daß Zerstörung der Preis des Fortschritts ist wie der Tod der Preis des Lebens, daß Versagung und Mühe die Vorbedingungen für Genuß und Freude sind, daß die Geschäfte weiter gehen müssen und die Alternativen utopisch sind. Diese Ideologie gehört zum bestehenden Gesellschaftsapparat; sie ist für sein beständiges Funktionieren erforderlich und ein Teil seiner Rationalität."
Herbert Marcuse
Freitag, 8. Mai 2009
"Stellt euch einmal diese alte Kiowa-Frau vor,
meine Großmutter . . . Und seid sicher, daß ihre
Hochachtung vor den Worten jederzeit sehr
ausgeprägt war . . . Für sie bedeuteten Worte
Medizin; sie waren magisch und unsichtbar. Sie
entsprangen dem Nichts und wurden Laut und
Bedeutung. Sie waren etwas ganz Unschätzba-
res; man konnte sie nicht kaufen und verkaufen . . .
Ich war ein Kind und hörte ihr zu. Sie konnte
nicht schreiben und nicht lesen, dennoch
lehrte sie mich, in ihren Worten zu leben, zuzu-
hören und mich zu entzücken."
Momaday, Haus aus Dämmerung
"Nach der indianischen Auffassung fällt das ge-
sprochene Wort nicht dahin, vielmehr nimmt
es seinen Flug und lebt für immer. Haben
Worte den Wert von Unsterblichkeit, so
nimmt man sich in acht, sie nicht wahllos oder
falsch zu verwenden. Daher die dauernde Ver-
wunderung bei den Indianern über die dreisten
Lügen, die von der Werbung, von Zeitungen,
Politikern vorgebracht werden."
Sh. H. Wi t t (Irokesin): Th e Way
Der Konformismus, dem von Anfang an in der Sozialdemokratie heimisch gewesen ist, haftet nicht nur an ihrer politischen Taktik, sondern auch an ihren ökonomischen Vorstellungen. Er ist eine Ursache des späteren Zusammenbruchs. Es gibt nichts, was die deutsche Arbeiterschaft in dem Grade korrumpiert hat wie die Meinung, sie schwimme mit dem Strom. Die technische Entwicklung galt ihr als das Gefälle des Stromes, mit dem sie zu schwimmen meinte. Von da war es nur ein Schritt zu der Illusion, die Fabrikarbeit, die im Zuge des technischen Fortschritts gelegen sei, stelle eine politische Leistung dar. Die alte protestantische Werkmoral feierte in säkularisierter Gestalt bei den deutschen Arbeitern ihre Auferstehung. Das Gothaer Programm trägt bereits Spuren dieser Verwirrung an sich. Es definiert die Arbeit als »die Quelle alles Reichtums und aller Kultur«. Böses ahnend, entgegnete Marx darauf, daß der Mensch, der kein anderes Eigentum besitze als seine Arbeitskraft, »der Sklave der andern Menschen sein muß, die sich zu Eigentümern ... gemacht haben«. Unbeschadet dessen greift die Konfusion weiter um sich, und bald darauf verkündet Josef Dietzgen: »Arbeit heißt der Heiland der neueren Zeit . . . In der . . . Verbesserung ... der Arbeit ... besteht der Reichtum, der jetzt vollbringen kann, was bisher kein Erlöser vollbracht hat.« Dieser vulgär-marxistische Begriff von dem, was die Arbeit ist, hält sich bei der Frage nicht lange auf, wie ihr Produkt den Arbeitern selber anschlägt, solange sie nicht darüber verfügen können. Er will nur die Fortschritte der Naturbeherrschung, nicht die Rückschritte der Gesellschaft wahr haben. Er weist schon die technokratischen Züge auf, die später im Faschismus begegnen werden. Zu diesen gehört ein Begriff der Natur, der sich auf unheilverkündende Art von dem in den sozialistischen Utopien des Vormärz abhebt. Die Arbeit, wie sie nunmehr verstanden wird, läuft auf die Ausbeutung der Natur hinaus, welche man mit naiver Genugtuung der Ausbeutung des Proletariats gegenüber stellt. Mit dieser positivistischen Konzeption verglichen erweisen die Phantastereien, die so viel Stoff zur Verspottung eines Fourier gegeben haben, ihren überraschend gesunden Sinn. Nach Fourier sollte die wohlbeschaffene gesellschaftliche Arbeit zur Folge haben, daß vier Monde die irdische Nacht erleuchteten, daß das Eis sich von den Polen zurückziehen, daß das Meerwasser nicht mehr salzig schmecke und die Raubtiere in den Dienst des Menschen träten. Das alles illustriert eine Arbeit, die, weit entfernt die Natur auszubeuten, von den Schöpfungen sie zu entbinden imstande ist, die als mögliche in ihrem Schoße schlummern. Zu dem korrumpierten Begriff von Arbeit gehört als sein Komplement die Natur, welche, wie Dietzgen sich ausgedrückt hat, »gratis da ist«.
"Wenn Ihr Euch mit der Vergangenheit befasst, befasst Ihr Euch mit Geschichte, dann beschäftigt Ihr Euch eigentlich mit der Herkunft eines Dings. Wenn Ihr wisst, wo es herkommt, kennt Ihr den Ursprung. Wenn Ihr nichts über die Herkunft wisst, wisst Ihr nichts über den Ursprung. Und wenn Ihr den Ursprung nicht kennt, dann wisst Ihr nichts über die Gründe, seid einfach abgeschnitten, hängt mitten in der Luft. Die Vergangenheit befasst sich also mit der Geschichte oder der Herkunft von irgend etwas - der Herkunft einer Person, der Herkunft einer Nation, der Herkunft eines Ereignisses. Und wenn Ihr die Herkunft kennt, dann bekommt Ihr ein besseres Verständnis von den Gründen, die hervorbrachten, was auch immer da seinen Ursprung hatte, die Gründe für seine Entstehung und die Gründe für seine Existenz. Es ist für mich genauso unmöglich wie für Euch, in der heutigen Gesellschaft bei klarem Verstand zu bleiben, ohne in die Vergangenheit zurückzuschauen. Denn in dieser Gesellschaft, so wie wir in ihr funktionieren und uns heute in sie einfügen, werden wir unterdrückt und benachteiligt, trampelt man auf uns herum und sieht auf uns herab, als seien wir gar nichts. Wenn wir also nicht in die Vergangenheit zurückgehen und herausfinden, warum wir so geworden sind, dann werden wir weiterhin denken, daß wir schon immer so waren. Und wenn Ihr denkt, daß Ihr Euch schon immer in einem solchen Zustand befunden habt wie jetzt, dann wird es unmöglich für Euch, genügend Vertrauen in Euch selbst zu entwickeln" Ihr werdet Euch wertlos fühlen, wie ein Nichts. Aber wenn Ihr in die Vergangenheit zurückgeht und herausfindet, wo Ihr schon einmal gewesen seid, dann werdet Ihr erkennen, daß Ihr Euch nicht schon immer in diesem Zustand befunden habt, daß Ihr vielmehr früher ein viel höheres Niveau erlangt hattet, daß Ihr große Errungenschaften besessen und Beiträge zur Gesellschaft, Zivilisation, Wissenschaft und so weiter geliefert habt. Und wenn Ihr es früher konntet, dann könnt Ihr es heute wieder tun. Automatisch erhaltet Ihr den notwendigen Ansporn, die Inspiration und die Energie, es Euren Vorfahren gleichzutun. Solange wir aber vollständig von unserer Vergangenheit abgeschnitten bleiben, ist es einfach für den Mann, der die Macht über uns hat, uns dazu
zu bringen, auf dem jetzigen Niveau zu verharren, weil wir glauben, daß wir schon immer auf diesem Stand waren, einem niederen Stand. Darum sage ich, daß es für Euch und für mich so wichtig ist, heute ein wenig Zeit damit zu verbringen, etwas über die Vergangenheit zu lernen, damit wir die Gegenwart besser verstehen, sie analysieren und dann anfangen zu handeln."
Malcolm X
Donnerstag, 7. Mai 2009





Rosa Luxemburg

(aus "Konstitution und Klassenkampf")
Mittwoch, 6. Mai 2009

Horkheimer/Adorno
(Dialektik der Aufklärung)
Dienstag, 5. Mai 2009

Max Horkheimer schrieb einmal, es komme darauf an, „Marx nicht mit den Augen des ökonomischen Fachmannes zu sehen, sondern mit denen eines Menschen, der weiß, daß er in einer verkehrten Gesellschaft lebt und die richtige Gesellschaft will.“ Das war als Vorbehalt gegen eine Wissenschaft gemeint, die das Marxsche Werk hin und her wälzt und darüber vergißt, daß sie mit revolutionärem Sprengstoff hantiert, der gedacht war nicht als Füllmaterial für Bibliotheken und Symposien, sondern als Anweisung, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“ (Marx).

